Gemeinsam stark in RLP und Europa

Kompromisse, Kommunalwahl und Gendern – danach werden unsere Landesvorsitzenden Natalie Cramme-Hill und Paul Bunjes häufig gefragt. Im Interview ziehen die beiden eine Bilanz zu 2023 und verraten, warum es sich lohnt, 2024 für die Kommunalwahl zu kandidieren

GRÜN Regional (GR): 2023 war für unsere Partei ein Jahr der Kompromisse – an welcher Stelle ist euch das als Lavos schwer gefallen?

Natalie (N): Schon 2022 sind wir mit unserer Wahl als Landesvorsitzende mitten in die großen Krisen hineingeraten, denn kurz zuvor hatte Russland die Ukraine überfallen und die deutsche Zustimmung zu Waffenlieferungen an die Ukraine zur Selbstverteidigung war ein erster Kraftakt für uns Grüne in der Koalition.

Paul (P): Es gibt viele Herausforderungen als Regierungspartei. Besonders wichtig ist, sozial ausgewogen zu regieren. Wir sind keine Partei der sozialen Kälte. In der langen und teils sehr dreckigen Meinungsschlacht um das Heizungsgesetz ist bei vielen Menschen, die uns eigentlich nahestehen, das Vertrauen brüchig geworden. Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gehören bei uns doch zusammen.

„Es gibt viele Herausforderungen als Regierungspartei. Besonders wichtig ist, sozial ausgewogen zu regieren. Wir sind keine Partei der sozialen Kälte. In der langen und teils sehr dreckigen Meinungsschlacht um das Heizungsgesetz ist bei vielen Menschen, die uns eigentlich nahestehen, das Vertrauen brüchig geworden. Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gehören bei uns doch zusammen.“

Paul Bunjes, Landesvorsitzender
GR: Was war euer GRÜNES Highlight 2023? Was haben wir geschafft?

N: Wir haben viele Erfolge vorzuweisen, unsere Halbzeitbilanz im Land zeigt gerade, dass wir hier ruhig und konzentriert arbeiten, um Klimaschutz voranzubringen. Wir haben mit Katharina Binz eine Ministerin, die die Fluchtaufnahme im Land mit aller Kraft organisiert und sich dafür einsetzt, dass Menschen, die bei uns Schutz finden auch integriert werden. Und ganz persönlich finde ich: die Kindergrundsicherung ist bei allen Umsetzungs-Details ein großer Wurf, der mehr Kinder aus der Armut holen wird.

P: KIPKI sollten wir da nicht vergessen: Ein Förderprogramm für kommunalen Klimaschutz, das unkompliziert für alle Kommunen im Land passende Maßnahmen finanzierbar macht. Das gibt es nur bei uns und es wird sehr gut angenommen. Die Rheinland-Pfälzer*innen sind längst bereit, für Klimaschutz und Klimaanpassung Veränderungen vor ihrer Haustür vorzunehmen.

Bild: Lichtrausch Fotografie/Christine Kuncke

GR: Wie erlebt ihr denn gerade die Stimmung in der Partei? Wie erlebt ihr den Austausch mit unseren rund 5.300 Mitgliedern?

P: Die GRÜNEN Abende zu aktuellen Themen, unsere beiden Kongresse in diesem Jahr, die Parteitage und Austausche – all dies wird angenommen und hält uns zusammen. Da gelingt es uns, Ministerinnen und Abgeordneten niedrigschwellig und aktuell mit den Mitgliedern in Verbindung zu bringen.

N: Unsere Mitgliederzahlen sind auf hohem Niveau stabil. Wir sind geschlossen und integrativ: Die vielen Neumitglieder der letzten Jahre, sind sitzen mit uns als Delegierte auf der BDK, kandidieren für Listen oder arbeiten in ihren Kreisverbänden mit. Das freut mich. Bei den Landesarbeitsgemeinschaften tut sich auch viel. (Siehe Seite 30-31)

GR: Was bedeutet das für die Kommunalwahl 2024, wie sind wir aufgestellt?

N: Wir sind schon mittendrin und bereit dafür. Als Landesverband sind wir erst einmal Dienstleisterinnen. Wir unterstützen Kreisverbände bei ihrer Arbeit.

P: Die Kreisverbände haben schon Programme verabschiedet, teilweise Listen aufgestellt. Wir haben als Landesverband Strukturen etabliert und Angebote für Austausch und Unterstützung geschaffen, damit machen wir 2024 noch intensiver weiter. Im Bereich Social Media zum Beispiel oder mit der Kreisgeschäftsführer*innenstelle in der LGS, die gebucht werden kann.

GR: Warum lohnt es überhaupt sich zu kandidieren?

P: Etwas vor der eigenen Tür verändern, dort wo man zu Hause ist, das hat eine Unmittelbarkeit, die es sonst nicht oft gibt. Das treibt viele unserer Kommunalis an.

N: Das erlebe ich auch: Wir sind verwurzelt in unseren Dörfern und Städten. Hier können wir gemeinsam etwas schaffen, nicht für uns selbst, sondern für und mit unseren Freunden und Familien als Gemeinschaft. Aus Hood wird Politik.

„Wir sind verwurzelt in unseren Dörfern und Städten. Hier können wir gemeinsam etwas schaffen, nicht für uns selbst, sondern für und mit unseren Freunden und Familien als Gemeinschaft. Aus Hood wird Politik.“

Natalie Cramme-Hill, Landesvorsitzende

GR: Auch der Europawahlkampf steht an, zu Redaktionsschluss begleiten wir Jutta Paulus bei ihrer Kandidatur für die Liste. Wofür kämpfen GRÜNE in Europa?

P: Wir kämpfen mit Jutta für den Green Deal, für Klimaneutralität. Lösungen können wir nur gemeinsam umsetzen. Die EU ist eine große gestaltende Kraft, die viel erreichen kann. Am Ende wünsche ich, dass wir alle uns als Europäer*innen sehen und gemeinsam Lösungen finden. Nationalstaaten alleine kommen bei Menschheitsaufgaben wie dem Klimaschutz nicht voran – darüber können rechte Illusionen nicht hinwegtäuschen.

N: Europa heißt für mich auch Freiheit – so bin ich aufgewachsen in der Großregion an der französisch-luxemburgischen Grenze, so leben wir heute und können gemeinsam mit unseren GRÜNEN Nachbar*innen lauter sein, zum Beispiel bei den Plänen des französischen Präsidenten für Investitionen in Atomenergie.

GR: Welche Debatte möchtet ihr 2024 nicht mehr führen?

N: Die Debatte um das Gendern, die gerade von CDU und in der Presse wieder mal in den Mittelpunkt gerückt wird. Just do it, sagen wir. Gendern ist für uns alltägliche Praxis und wird von immer mehr Menschen im Sprachgebrauch berücksichtigt. Das ist für uns klar und richtig.

P: Aber auch andere Scheindebatten, allen voran die um den Atomausstieg.

GR: Wie blickt ihr in das Jahr 2024?

N: Wir freuen uns jetzt auf Ruhe und das Aufladen aller Akkus über die Feiertage…

P: … und starten im neuen Jahr mit den Neujahrsempfängen und dann in einen Frühjahrswahlkampf, auf den wir uns schon freuen!

Ihr habt eigene Fragen an Natalie und Paul? Jeden 3. Donnerstag im Monat erreicht ihr die beiden in der digitalen Sprechstunde. Anmeldung über anke.welzenheimer@gruene-rlp.de