Hitzewellen und Klimaanpassung: Nach der Sommertour durch Rheinland-Pfalz

Eine Woche lang waren unsere Landesvorsitzenden Natalie Cramme-Hill und Paul Bunjes auf Sommertour durch das nördliche Rheinland-Pfalz mit Stationen in den Landkreisen Bernkastel-Wittlich, Neuwied, Westerwald, Vulkaneifel, Bitburg-Prüm und Ahrweiler sowie in Koblenz. Ständige Begleiterin der Tour war die Hitze, die seit Wochen ununterbrochen über dem Land liegt – bereits der Juli brachte im Land 88 Prozent weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel und Temperaturen, die 1,6 Grad über dem Durchschnitt lagen. Paul Bunjes berichtet von seinen Eindrücken.

Natalie Cramme-Hill und Paul Bunjes auf Sommertour

Die erste Sommertour von Dir und Natalie als Landesvorsitzende führte bei Temperaturen von konstant über 30 Grad quer durch das nördliche Rheinland-Pfalz. Wie habt Ihr die aktuelle Hitzewelle im Land erlebt?

Paul Bunjes: Die Hitze und die Trockenheit haben uns die ganze Zeit begleitet. Mich zermürbt Hitze schnell und ich neige zum schnellen Sonnenbrand. Da hatte ich direkt ein Thema mit älteren Menschen, die wir auf der Tour getroffen haben. Viele gehen nur noch morgens und abends aus dem Haus. Es ist ja bekannt, dass viele Menschen während Hitzewellen sterben.

Generell ist uns aufgefallen, dass in den Flüssen wenig Wasser fließt und viele Bäche versiegt sind. Die Angst vor Waldbränden ist überall im Land groß.

Die Trockenheit macht besonders auch den Landwirt*innen zu schaffen. Welchen Eindruck hast Du als gelernter Landwirt beim Besuch in landwirtschaftlichen Betrieben gewonnen?

Insbesondere die tierhaltenden Betriebe kämpfen enorm. Wo eine Wiese früher viermal im Jahr gemäht werden konnte, ist dieses Jahr nach dem ersten Mal Schluss. Landwirt*innen verkaufen oder schlachten ihre Tiere, weil sie im Winter nicht genug Futter haben werden, um sie alle zu ernähren. Zukauf ist oft schwierig, weil das Futter ja überall knapp ist.

Was mich immer wieder entsetzt ist, wie die Tiere unter der anhaltenden Hitze leiden. Rinder sind nicht für diese Temperaturen gemacht. Die Hitze führt zu weniger Milchleistung und, viel schlimmer, zu vermehrten Todgeburten von Kälbern.

Eine Tourstation war die Montabaurer Höhe. Der Waldabschnitt im Westerwald war landesweit bekannt geworden, weil dort in den vergangenen Jahren schon massiven Schäden an Bäumen aufgetreten sind und großflächig Bäume gefällt werden mussten. Wie ist die Situation dort aktuell?

Es wurden viele Flächen gerodet und versucht mit Setzlingen aufzuforsten. Das ist aber bei der Hitze, in der prallen Sonne und ohne Schatten schwierig. Setzlinge sterben wieder ab. Einige Flächen werden so aufgeforstet, dass die Stämme toter Bäume mit einer gewissen Höhe stehen bleiben und Schatten spenden. Da klappt das besser. Setzlinge wachsen an und Bäume säen sich auch selbst aus. Hier wird natürlich die Ernte irgendwann herausfordernder, aber um überhaupt ernten zu können, muss ja der Baum erstmal wachsen und überleben.

Auch in Koblenz und Neuwied habt Ihr Station gemacht. Was bedeutet Hitze für Menschen, die in großen und mittleren Städten leben?

Sie suchen natürlich Abkühlung. Entweder bleiben sie drin oder gehen ins Schwimmbad. Hier zeigt sich der unschätzbare Wert von Bäumen in der Stadt. Allein durch die Beschattung der Straßen heizen sich Städte nicht so sehr auf. Hier müssen wir in der Städteplanung wirklich hinschauen, dass das immer auch mitgeplant wird. An dieser Stelle zeigt sich auch: es sind die, die in einer Wohnung ohne Garten leben, die es am härtesten trifft in der Stadt, und nicht diejenigen, die im Einfamilienhaus leben und vor der Tür vielleicht einen Baum haben, in dessen Schatten sie sich setzen können. Klimaanpassung in Städten ist auch eine Frage von gerechter Raumverteilung.

Worms hat im Juni als eine der ersten Kommunen in Rheinland-Pfalz einen Hitzeaktionsplan verabschiedet und damit das Thema Klimaanpassung auf die Agenda gehoben. Laut einer Umfrage der „ZEIT“ haben aktuell nur 64 von 299 Landkreisen in Deutschland eine*n Hitzebeauftrage*n, nur wenige Kommunen nehmen das Thema sehr ernst. Wo können und sollten Kommunen aktiv werden?

Mir fallen zwei Ebenen ein: die der Planung, das heißt wir müssen überlegen, wie wir Grün schaffen und erhalten, um unsere Städte im Sommer abzukühlen. Wir müssen für Schatten sorgen und Plätze schaffen, an denen sich die Menschen aufhalten können. Die zweite Ebene ist die der aktiven Hilfe in der Hitze. Wohnungslose müssen Hilfe angeboten bekommen. Hier gibt es ja in einigen Kommunen Hitzebusse. Außerdem müssen wir sensibilisieren. Die Menschen müssen ausreichend trinken und körperliche Anstrengung in der Mittagshitze möglichst vermeiden.


Weitere Informationen

  • Das Klimawandelinformationssystem des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen
    bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft informiert über die Folgen des Klimawandels im Land und Möglichkeiten zur Klimaanpassung: https://www.kwis-rlp.de/start/
  • Unsere Social Media-Serie zu Hitzewellen und Klimaanpassung in Rheinland-Pfalz nimmt die Auswirkungen der Hitze im Land unter die Lupe und stellt Strategien zur Anpassung vor: Hier findet ihr uns auf Instagram und Facebook